15. Januar 2012

News 29

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STAFF/TEAM


Wolfgang Wasserbauer


Peter Neuhauser


Franz Prummer


Felix Fellinger & Peter Schermhuber


Peter Neuhauser plus

Photos: Jost Gebers

 

Vorwort: Wolfgang Wasserbauer

Brötzmann. Mann. Wort. Musik. Kunst. Leben. Persönlichkeit. Saxophon. Man kennt sich aus, das müsste genügen. Wir holen dennoch etwas aus, so viel Zeit muss sein: nicht dass wir behaupten würden, wir hätten den Jazz Ende der 80er bereits zur genüge „durchgenommen“! Dennoch erfolgte eine gewisse Hinwendung unseres „Clubs“ in Richtung Rock/Hardcore. St. Vitus zu Gast und viele für uns wichtige Begegnungen mit Bands wie Fugazi, Nomeansno, HP Zinker, The Ex, auch Naked City und genau, mit Caspar Brötzmanns Massaker. Wir liebten diesen Umstand: der Vater bereits unser Held, und nun der Sohn nicht weniger! Energie lautete das Schlagwort, Kompromisslosigkeit, Radikalität, Underground, laut, nicht Luise. Daran hat sich nicht viel geändert, über Jahrzehnte nicht!

Mit Peter Brötzmann verbindet man vieles: Konsequenz, Intensität, Freiheit, nicht nachgeben, Kopf hoch und durch, mit Druck und Attitüde, in zwei Worte gefasst: Künstler & Persönlichkeit. Wir mögen das, wir mögen ihn, wir mögen sein Spiel.
Und so entstand eine Beziehung, es bahnte sich etwas an, und es mangelte nicht an gegenseitigem Respekt.

Unzählige Auftritte in Wels folgten. Einer der besonders „spektakulären“ fand anlässlich seines 50sten Geburtstages statt. Die März-Combo war damals zu Gast, in unglaublicher Besetzung, alles Geschichte, alles dokumentiert. Von einigen Auftritten erschienen Tonträger, man durfte und darf sich durchaus geadelt fühlen: „The Wels Concert“ ist eine CD betitelt, die 1998 mit Mahmoud Gania und Hamid Drake während des zehnten Unlimited-Festivals aufgenommen wurde. Ebenfalls „Live in Wels“ die „Shadows“ betitelte CD mit Keiji Haino und Shoji Hano.

Brötzmann kam und kommt oft vor in unseren Programmen. Vom solo bis zu seiner momentanen Hauptband, dem Chicago Tentet. Beizeiten unterstützte er junge Musiker und Bands, spielte zwischendurch auch mal im Kaffeehaus und ließ sich beim Strauss sein Schuhwerk maßschneidern.

Aber bei all der konsequenten Hartnäckigkeit und Konstanz seines Schaffens ist doch immer auch Bewegung und Veränderung im Spiel: neben gewohnt gebündelter Energie und Attacke ist in Brötzmanns Musik längst die Schattierung, etwas Farbe, auch feinfühliges und „zerbrechliches“ hörbar.
Und alles sitzt, passt, wackelt und hat Luft!

Unser Vorhaben, gemeinsam mit Brötzmann als Kurator ein Unlimited-Festival zu organisieren, entsprang keineswegs einer spontanen Laune. Die ersten diesbezüglichen Besprechungen und Meetings fanden vor mehr als 2 Jahren statt, eine Herausforderung, wie sich rasch herausstellte, denn wir wollten „alles und noch viel mehr“: die Brötzmann Totale, den ganzen Brötzmann, wie man das so noch nicht erlebt hatte!

In der Zwischenzeit ist einiges passiert: Brötzmann feierte einen runden Geburtstag, zwei Filme erschienen im heurigen Jahr und erst kürzlich wurde ihm der Albert-Mangelsdorff-Jazzpreis verliehen. Selbstverständlich musste Wuppertal unbedingt aufgesucht werden, auch Brötzmanns laufende Ausstellung wurde besucht. Zahlreiche Besprechungen und Meetings fanden statt, und so nebenbei wurde uns in seiner Stammkneipe auch kräftig auf den Kopf geschissen. (…)

aus: Programm Broschüre Long Story Short –
unlimited # 25, Wels/Austria